Geschichte

Durch die Reformation im 16. Jahrhundert wurde die katholische Kirche aus der Stadt Zürich verdrängt. Erst im Jahr 1807, also vor etwas mehr als 200 Jahren, konnten wieder katholische Gottesdienste gefeiert werden. Die 8000 Katholiken durften die Augustinerkirche benützen. Doch die Augustinerkirche ging an die Christkatholiken über, als sich diese 1873 von Rom trennten. So standen die Katholiken wieder ohne Gotteshaus da.

Der damalige katholische Zürcher Pfarrer ruhte nicht, bis er durch Bettelreisen die nötigen Mittel für den Bau einer katholischen Kirche in Zürich zusammengebracht hatte. So wurden 1874 die Mutterkirche St. Peter und Paul und in der Folge ihre acht Tochterkirchen erbaut. Zu ihnen zählte die Kirche Herz Jesu Wiedikon, die 1921 bezogen wurde.

Als nach dem ersten Weltkrieg Hunderte von Familien kein Obdach fanden, bewährte sich Zürichs sozialer Sinn. Im Eiltempo entstanden am Friesenberg städtische und privat subventionierte Wohnkolonien für kinderreiche Familien, insgesamt 800 Wohnungen. Die Zahl der Unterrichtskinder stieg von 5 auf 500.

Der Pfarrer von Herz Jesu Wiedikon, Christian Herrmann, nahm die Herausforderung an, in diesem Kinderparadies am Fusse des Uetlibergs eine Kirche zu bauen. Gemäss seiner sorgfältig geführten Pfarreichronik kam ihm wie eine plötzliche Eingebung die passende Schutzpatronin in den Sinn: Theresia von Lisieux, die 1923 selig und 1925 heilig gesprochen worden war und selbst aus einem kinder­reichen Elternhaus stammte.

1932–33 wurde die Kirche St. Theresia gebaut. Es handelt sich dabei um eine schlichte Kirche (architektonisch aber bedeutsam), die damals einem neuen städtischen Quartier mit kinderreichen Familien als Gottesdienstraum diente.

Heilige Theresia von Lisieux

Die Hl. Theresia von Lisieux (auch Hl. Theresia vom Kinde Jesu) kam am 2. Januar 1873 in Alencon, Normandie, als Tochter von Zélie, die ein erfolgreiches Unternehmen zur Herstellung von Spitzen führte, und von Louis Martin zur Welt. Nach dem Tod der Mutter im Jahre 1877 zog die Familie nach Lisieux, wo sich auch ein Karmelitinnenkloster befand. In dieses traten zunächst zwei Schwestern von Theresia ein, bis sie 1888 als 15-jährige selber den Ordensweg beschreiten konnte.

Ihr Leben im Kloster war durch Krankheiten, Glaubenskrisen und Depressionen geprägt. Trost suchte sie in der Verehrung des Jesuskindes. Ihre kindliche Hingabe zu Gott bezeichnete sie selber als «kleinen Weg».

Im Alter von 24 Jahren, am 30. September 1897, erlag sie einer Lungentuberkulose. Ihre Lebenserinnerungen wurden ein Jahr danach unter dem Titel «Geschichte einer Seele» veröffentlicht. Bereits am 17. Mai 1925 sprach Papst Pius XI. sie heilig.

Am 19. Oktober 1997 wurde Theresia von Lisieux von Papst Johannes Paul II. neben Katharina von Siena und Teresa von Ávila zur Kirchenlehrerin erhoben.

Thérèse von Lisieux (1894)
(Celine Martin (Sor Genoveva de la Santa Faz) – Archivos del Carmelo de Lisieux) CC0 1.0 Universal (CC0 1.0) Public Domain Dedication
Architektur

St. Theresia ist ein frühes Beispiel des modernen Kirchenbaus in der Schweiz und der konsequenteste Entwurf in der Formensprache des Bauhausstils von Architekt Fritz Metzger.

Sie ist eine reine Hallenkirche und war ursprünglich schmucklos gedacht; einzig die Fenster zeigten etwas Farbe.

Den Leuten war diese kühne Architektur aber zu streng und sie verlangten nach Bildern.

Die Wandbilder wurden 1946 von Richard Seewald gemalt. Sie zeigen Szenen aus der Kindheit Jesu. Ausschlaggebend für diese Wahl war einerseits der Kinderreichtum in der Pfarrei zur Zeit der Einweihung, andrerseits die als «glühend» überlieferte Verehrung des Jesuskindes durch die Hl. Theresia.

Als das 2. Vatikanische Konzil von 1962–65 die Zelebration zum Volk erlaubte, hatte dies den Umbau von 1978/79 durch Kirchenarchitekt Walter Moser zur Folge.

2001/2002 erfolgte ein wichtiger Umbau. Die Gründe für den Kirchenumbau bestanden nicht nur darin, dass die Bausubstanz saniert werden musste, sondern auch in der Erkenntnis von Pfarrer Othmar Kleinstein und der Baukommission, dass die liturgische Ordnung nach dem letzten Umbau in einem zu starken Kontrast zur ursprünglichen Architektur von Fritz Metzger stand. Also wurde der Kirchenraum weitgehend nach den Vorstellungen von Metzger restauriert. In der Kirche, wie wir sie heute erleben dürfen, sind die von ihm gesetzten Akzente wieder sichtbar.

Ausführliche Informationen zur Architektur des Baus, zu Um- und Rückbau sowie zur künstlerischen Ausstattung bietet der 2005 erschienene Kunstführer von Fabrizio Brentini: «Die Kirche St. Theresia in Zürich». Herausgeber: Gesellschaft Schweizerische Kunstführer GSK, in Zusam­menarbeit mit der Pfarrei St. Theresia.

Den Kunstführer zu unserer Kirche können Sie gerne bei uns (044 454 24 40) bestellen.

Kunstwerke
Richard Seewald, Verkündigung, Chorraum St. Theresia | © St. Theresia, Zürich

Zehn grossformatige Bilder von Richard Seewald schmücken den Kirchenraum von St. Theresia. Die Werke, einige Angaben zur Entstehungsgeschichte und zu Richard Seewald sind in der umfassenden Broschüre «JESUS ALS KIND. Aus dem Bilderbuch Gottes», 1979 herausgegeben von der Stiftung St. Theresia, dargestellt. Die Broschüre liegt im Schriftenstand hinten in der Kirche auf.


Erna Schillig, Hl. Theresia mit Jesuskind und Maria, 1933
Erna Schillig, Hl. Theresia mit Jesuskind und Maria, 1933

Unsere Kirche besitzt einen Wandteppich mit dem Motiv der Hl. Theresia.

Der Wandbehang wurde zur Erbauung der Kirche 1932-33 durch Architekt Fritz Metzger für die Wand über dem Altar der Werktagskapelle in Auftrag gegeben. Die Künstlerin: Erna Schillig, *27.9.1900 Altdorf (UR), +1.5.1993 ebenda, Textilentwerferin und Malerin.

Der Wandbehang mit der hl. Theresia, Jesus und Maria trägt die gestickte Inschrift entlang der unteren Kante: „Da ich klein bin fand ich Gefallen im Herrn.“ Er ist aus gerissenen Wolltuchstreifen in Ripsstruktur gewebt.

Der Wandbehang war ca. 30 Jahre lang bei einer Privatperson aufbewahrt worden. Nun ist er wieder im Besitz unserer Kirche; die Theresienstiftung liess ihn restaurieren. Die Denkmalpflege hatte die gute Idee, dass der Teppich zeitweise wieder in der Kapelle aufgehängt werden könnte, zum Beispiel im Monat Oktober (der 1. Oktober ist der Gedenktag unserer Kirchenpatronin).

Das machen wir gerne und hoffen, dass der Teppich ältere Menschen, die ihn noch kennen, erfreuen wird, aber ebenso junge Kirchenbesucherinnen und Kirchenbesucher.

Othmar Kleinstein


Ansichten Skulptur Nebeneingang, S. Hirsch, 2015.

Max Rüedi – Fenster im Foyer St. Theresia | © St. Theresia, Zürich

Wandbild von Carolina Cerbaro | © St. Theresia, Zürich
Glocken

Unsere Glocken stammen aus der deutschen Glockengiesserei Schilling in Apolda. Sie haben ein Gesamtgewicht von 1950 kg und sind gestimmt auf es, g und b.

Die „Glockennamen“ haben eindeutig Bezug zu unserer Kirchenpatronin, der Hl. Theresia vom Kinde Jesu.

  • So ist die grösste Glocke dem Christkind geweiht. Meist sind die grossen Glocken eher der Dreifaltigkeit geweiht oder dem Erlöser oder einem grossen Heiligen. Bei uns also dem Christkind, wohl weil unsere Kirchenpatronin den Zunamen “vom Kinde Jesu“ trägt. Auf der Glocke ist eingraviert: CHRISTKINDLEIN ALL WOLLEN WIR DEIN EIGEN SEIN.
  • Die zweitgrösste Glocke ist Maria geweiht, wie das sehr oft der Fall ist. Eingraviert ist der Satz: AVE FRAU VIEL HOHE DIR ZU DIENST WIR SIND.
  • Die kleinste Glocke ist unserer Kirchenpatronin, der kleinen Hl. Theresia von Lisieux, geweiht. Eingraviert sind ein Theresienzitat und ein Bibelzitat: ICH WERDE VOM HIMMEL ROSEN AUF DIE ERDE STREUEN und WER SICH KLEIN MACHT WIE EIN KIND DER IST DER GRÖSSTE IM HIMMELREICH.

Für mich sind die Namen der Glocken und die Zitate Verkündigung. Wenn sie läuten, rufen sie uns zum Gebet. Sie künden aber auch davon, dass wir werden sollen wie die Kinder, im Sinne des spirituellen kleinen Weges der Hl. Theresia.

Und sie erinnern uns an das Versprechen, dass die Hl. Theresia vom Himmel Rosen streuen wird, d.h. dass sie uns mit ihrem fürbittenden Gebet begleitet.

 Othmar Kleinstein

Bauprojekte